Das Tolle an Darwin und Umgebung ist, dass man nicht auf einen sonnigen Tag warten muss. Jeder Tag ist sonnig und vermittelt Urlaubsstimmung. Bis jetzt hat es keinen einzigen Tag geregnet. Vorgestern war die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass es in der Früh so was wie Nebel gab und das bei 25°C um 09:00 Uhr. Das Wetter schlägt langsam um. Die Temperaturen bleiben konstant zw. 30° bis 34°C, aber die Luftfeuchtigkeit steigt merklich an. Gefühlt sind es 40°C und mehr. Die Kleidung klebt permanent am Körper.
Am Casuarina Beach
Wir beschlossen heute einen Strand-Tag zu machen und sind zum 8 km langen Casuarina Beach gefahren, der u.a. einen FKK-Bereich von 800m Länge markiert. Bei Ebbe weist er allerdings eine größere Breite als Länge auf und man fühlt sich wie im Paradies bei so viel Strandfreiheit. Der coolste Nudist kam heute mit Rad und Golfschläger zum Strand und spielte Golf. Selbst wenn er wollte, er könnte niemanden stören mit seinem Hobby. Der Strand könnte die Menschenmenge einer Riesenstadt aufnehmen. Der Strand wird zudem von einem ebenfalls kilometerlangen Busch- und Mangrovenwald begleitet, der insgesamt ein tolles Naturerlebnis bietet. In den Mangroven leben zahlreiche Krebse, die, wie wir heute festgestellt haben, auch noch orange, schwarz oder purpurfarben sein können. Ständig hört man Klickgeräusche von den Krebsscheren. Mangrovenwurzeln sind zudem ideale Äste für kleinere Vögel. Der von heute könnte ein Eisvogel oder dessen Verwandter gewesen sein.
Mangrovenwald
Casuarina Beach
Fresh Water
Der nackte Golfer
Strandschmuck
Seegurke
Aborigine-Frauen auf Krebsfang
Bunte Steine zwischen Atemwurzeln
Krebsarbeit
Krebsarbeit
Seestern
Seestern
Einsiedlerkrebs
Die Felsen sind hier einmalig. Sie sind eine Mischung aus ziegelroten, ockerfarbenen, lila-, violett-, rosafarbenen und weißen Flächen, die es anscheinend nur in der Gegend von Darwin gibt. Diese Farben sind ebenfalls typisch fuer Aborigine-Kunst.
Knallfarben und aussergwoehnliche Felsformationen
Im ‚East Point Reserve‘, 3km nördlich von Darwin, sind nicht nur diese beeindruckenden Felsen zu finden, sondern auch Wallabies, die kleineren Kängurus. Es war schon ein Erlebnis mitten durch den australischen Busch zu laufen und plötzlich auf einer Lichtung drei Wallabies zu entdecken. Wir sind da natürlich gleich hin. Die Tiere sind sehr scheu und hoppeln einem davon bevor man drei gezählt hat. Auf dem Feld haben wir schließlich eine ganze Großfamilie entdeckt, die uns ebenfalls davon gehoppelt war.
Big Family
Wallabies am Horitzont
Am East Point Reserve
Klippen am East Point Reserve
Abends am Casuarina Beach
Am Montag wurde dank meiner Jagd nach interessanten Fotos eine Wasserpython gerettet, die sich im Maschennetz des Foodgardens verfangen hat. Sie war ca. 1,40m lang und für die Maschenöffnungen viel zu groß. Ich habe keine Ahnung wie lange sie da gefangen war, aber es war aufregend, als die Direktorin, Susan Wills, sie befreit hat während Mic die Schlange festgehalten hat. Mir wurde auf eine herzige Weise nahe gelegt, mich von Schlangen fernzuhalten und, dass Helen mir keine Erste Hilfe mehr leisten würde, nachdem sie mich bereits die Woche zuvor verarztet hat und schier in Ohnmacht gefallen wäre. Ich habe mir eine 10 cm lange Schnittwunde am Bein zugezogen, als ich durch einen Palmengewirr gegangen bin und ein Metallschild am Boden übersehen habe. Da gerade dieser Palme, an der ich mich beim Verletzten festgehalten habe, auch noch fiese Stacheln am Stamm sprießen, die in meiner Handfläche stecken geblieben sind, war ich a wenig ‚sauer‘.Aber mittlerweile ist alles wieder in Ordnung.
Nicht fern von Darwin befindet sich das ehemalige Gefängnis von Northern Territory in der Fannie Bay. Das Gefängnis wurde am 20. September 1883 als ‚Her Majesty’s Gaol and Labour Prison‘ eröffnet und mit drei Europäern, 18 Chinesen und 10 Aborigines bevölkert, die zuvor in einem Raum in der Mitchell Street ihr Dasein fristeten. Es bestand aus einem massiv gebauten Gebäude mit Block A und B für Schwerverbrecher, die insgesamt 16 Zellen beherbergten. In jeder ca. 16m² Zelle befand sich eine Toilette sowie Waschbecken in der zwei Gefangene untergebracht waren. An das Gefangenengebäude waren eine Küche sowie ein Waschraum angeschlossen. Offiziell sind ca. 10 Hinrichtungen dokumentiert, inoffiziell liegt die Zahl deutlich höher. Die letzte Hinrichtung fand 1952 statt, bei der zwei aus der Tschechei stammende 19- und 21jährige Männer wegen Totschlags eines Taxisfahrers hingerichtet wurden.
Toilette
enge Türen
Ein zusätzliches Gebäude wurde 1928 für weibliche Gefangene errichtet. In den 50iger Jahren kamen noch eine „native section“ für Aborigines, eine Lebensmittelkammer und ein U-Haft Gebäude mit maximaler Sicherheit hinzu.
Die Gefangenen befanden sich nun abseits der Zivilisation und wurden in ‚the Gardens‘, dem heutigen Botanischen Garten, als Arbeiter eingesetzt. Das Gefängnis war so weit weg von der Stadt, dass die Wärter ihre eigenen Häuser vor Ort besaßen. Das Gefängnis hatte seinen eigenen Brunnen und eine Farm. Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen, war es den Gefangenen erlaubt, täglich schwimmen zu gehen und die Eimer aus den Zimmern zu entleeren.
Aus Angst vor Ansteckungen von kranken Gefangenen, die im städtischen Krankenhaus behandelt wurden, ist 1887 ein neues Steinhaus vor den Gefängnismauern errichtet worden, in dem Kranke Insassen behandelt wurden und wo Hinrichtungen stattgefunden haben.
Nach dem Bombenangriff am 19. Februar 1942 verhängte Richter Wells eine Amnestie für alle Gefangenen. Das Gelände diente danach als Verteidigungsbasis im 2. Weltkrieg.
Nach dem Krieg waren Überlegungen aufgekommen das Gefängnis zu schließen, sind jedoch nicht durchgesetzt worden. Die im Krieg zerstörten Bauten wurden unter Verwendung von Kriegsmaterialien wie Farbe, Wellblech und Maschendrahtzaun wieder aufgebaut. Durch das Wachstum der Stadt Darwin, war sie mittlerweile an die Grenzen des Gefängnisses gestoßen.
Das Gefängnis selber schien langsam ebenfalls aus allen Nähten zu platzen. Die stetig steigende Zahl der Gefangenen und die Unterbringung psychisch Kranker, führte zu einer enormen Überfüllung. Im Jahr 1960 waren es noch 32 Insassen, sechs Jahre später bereits 192. Dies führte zu weiteren Bauten, die eher an Schuppen erinnern. Sie bestehen aus einem Metallgerüst, das von Wellblech ummantelt ist und im Inneren durch Maschendraht in einzelne Zellen getrennt ist. Diese Konstruktion war ein Segen für Gefangene, denn so konnten sie sich sehen und miteinander kommunizieren sowie sich gegenseitig beruhigen während draußen Zyklonen wüteten. Am 01. September 1979 ist es nach fast 96 jährigem Bestehen geschlossen worden.
Zur Zeit läuft eine Kunstausstellung von ehemaligen und jetzigen Insassen, wobei manch ein Talent zum Vorschein gekommen ist. Aber urteilt selber. Die Aborigines lernen ihre spezielle Art zu malen in ihrer Familie.
Jeden Donnerstag und Sonntag findet am Mindil Beach ein Markt statt, wo alles für den kulinarischen und seelischen Genuss geboten wird. Es gibt über 300 Stände, rund ein Drittel davon belegen Essensstände. Man findet nicht nur thailändische, chinesische, malaysische, japanische, indische, vietnamesische, italienische und australische Küche, sondern auch tropische Fruchtcocktails und Shakes, allerlei asiatische Nachspeisen, Zuckerwatte usw. Ungefähr eine halbe Stunde vor Schluss wird das Essen dann für die Hälfte des ursprünglichen Preises verkauft. So habe ich heute zwei Essensportionen für 10 AUD gekauft (ca. 7,50 EUR). Am verrücktesten ist wohl der Stand „road kill“ – da wird alles zu Essen verwertet, was auf der Straße umgefahren worden ist. Kängurus und Opossums zum Beispiel.
Doch bevor ich zum Markt gegangen bin, wollte ich mir den wunderschönen Sonnenuntergang nicht entgehen lassen und bin am Strand bei ‚high tide‘ gelaufen.
So viele Menschen trifft man dort nur wenn Markt ist. Die Leute sind wie elektrisiert, wenn die Sonne den Horizont berührt, die dann innerhalb von 2 Minuten im Wasser verschwindet. Emotionen brechen aus und Menschen klatschen vor Freude, was ich als eine zutiefst verwurzelte Huldigung an die Sonne und den sich wiederholenden Zyklus der Gezeiten empfinde.
Nach und nach kehren die Menschen zurück in das bunte Treiben des Marktes. Viele sitzen mit vollen Essensschalen im Kreis und sehen dem Feuerjongleur zu, der mit brennenden Ketten und Seilen die Menge zu fesseln vermag. Ich schaue es mir ebenfalls an, denn die Stimmung ist einfach herrlich und ein bisschen spirituell.
Nach der Vorstellung und einer kleinen Spende meinerseits habe ich mich weiter auf den Weg gemacht um mir anzuschauen was so geboten wird.
Ein besonderes Schmankerl fand ich gleich am Anfang meiner Tour: Rückenkratzer mit Stiel und am Ende eine Krokodilklaue. Oder ein Schlüsselanhänger mit einer baumelnden Klaue. Hier gibt es Salzwasserkrokodile.
Der Markt ist sehr vielseitig und bunt. Hier sind so viele kreative Ideen vereint. An einem Stand findet man Flugzeuge, Gürtel und Käppis aus recyceltem Kunststoff, der dicke Markennamen trägt. Ein paar Stände weiter malt eine Aborigini-Frau Bilder in typischen Aborigini-Farben.
Schmuck in allen Größen und Farben, selbstgemacht oder in Asien billig eingekauft, wird viel zu überteuerten Preisen angeboten. Ein Anhänger aus einem buddhistischen Tempel, der dort von Mönchen gemacht wird und 3 Dollar kostet, wird hier für 25 angeboten. Das weiss ich deshalb, weil ein mitterlweile sehr guter Freund von uns, Günther, ein unschätzbares Wissen in seinen unzähligen Reisen in Asien angesammelt hat.
Kleinkünstler verleihen dem ganzen Geschehen eine Leichtigkeit, die man vor lauter Menschen, denen man permanent ausweichen muss, nicht wahrnehmen würde.
Ein aussergewöhnliches Duo sind "eMDee" - ein Schlagzeuger und ein Didgeridoo-Virtouse.
Diese Zwei waren für mich heute das Highlight des ganzen Marktes. Der Rhytmus ist leidenschaftlich, wild, geil. Ich will tanzen und nicht mehr aufhören.