Montag, 6. Juni 2011

Es wird heiß


Und zwar deutlich. So um die 40°C werden zum Wochenende hin prognostiziert. Seit meiner Ankunft gab es 3 bewölkte Tage und vorgestern hat es sogar geregnet – was ungewöhnlich sei, wurde mir mitgeteilt. Bin dankbar, dass ich hier in der Wohnung eine Klimaanlage habe. Echtes Original aus Sowjetzeiten. 

Klimanlage, die sicherlich schon seit 30 Jahren in Betrieb ist.



Heute war es heiß – schätze um die 35°C. Das Schweißwasser kommt einem nur so runter. Man wird träge und es fällt einem schwer längere geistige Arbeiten zu verrichten. Die recht lockere Arbeitseinstellung der Kollegen im BoGa treibt mich auch nicht gerade voran. Also ich komme so zwischen 9 und 10 h an -  je nachdem welches Verkehrsmittel ich wähle. Am schnellsten wird man mit den abertausenden nicht legalen Taxis befördert. Einfach an den Straßenrand stellen, den Finger kurz heben, schon fahren 2-3 Daewoo Matiz, Lada oder Chevrolet vor. Die Kleinsten sind die günstigsten, da sie einen geringeren Spritverbrauch haben. Das Fenster beim Beifahrer ist immer offen, so dass man mit dem Fahrer reden und verhandeln kann. Das muss man auch, denn als Ausländer wird man gerne abgezockt. Also gehe ich an die Straße und schon fährt ein Matiz vor, ich sage, dass ich zum Botanischen Garten muss und frage was der Fahrer verlangt. Sofort kommt eine Gegenfrage, was ich denn bereit bin zu zahlen. Gehe natürlich mit Absicht mit dem Preis runter. Ich sage 2000 Som (ca. 80 Cent), ein gekünstelt enttäuschtes Gesicht empört sich wegen dem niedrigen Preis und der Fahrer sagt, ehhhh, Fräulein, machen wir 3000 Som und ich fahre sie schnell hin. Muss dazu sagen, dass der BoGa von der Wohnung ca. 7km weg ist. Ich sage, ich bin Studentin, kann nur 2500, mehr nicht. Entweder der Fahrer steigt darauf ein oder er fährt weiter. Schließlich wird es einen Fahrer geben, der mich für den Preis zum BoGa fährt, den ich vorgeschlagen habe. Meistens zahle ich 2500-3000 Som. 

100.000 Som sind ca. 30 €


Die zweite Möglichkeit zum BoGa zu kommen sind Busse, Metro oder Sammeltaxis. Jede Busfahrt, jede Metrofahrt und jede Sammeltaxifahrt kostet 600 Som (ca 25 Ct). Allerdings sind zu Stoßzeiten die Sammeltaxis voll. Da muss man Glück haben oder aber schlau sein. Ich fahre bis zur Endstation und von dort zum BoGa, so kriegt man auf jeden Fall einen Platz. Dazu muss man allerding auch damit rechnen, dass man 45 min. unterwegs ist. Mein Rekord liegt bei 1,5 Stunden, da Sammeltaxis überfüllt waren und ich da noch nicht wusste, welche Busse ich nehmen kann und wo ich umsteigen muss.

In der Innenstadt gibt es keine Tramlinien. Alle Schienen sind rausgerissen worden. Trams gibt es nur noch in Außenbezirken. Mofa- oder Motorradfahrer habe ich auch keine gesehen.
Bis jetzt habe ich gerade mal 4 Radfahrer gesehen, einer davon war ganz sicher ein Abenteuertourist, denn er ist auf der Straße gefahren, wo Autos mit 70-80 km/h durchbrettern. Es wird hier viel zu Fuß gegangen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln bzw. Taxis gefahren.

Mittlerweile fahre ich auch öfter mit der Metro. Es ist erstens angenehm kühl, leider etwas dunkel, aber sehr beeindruckend, wie die Stationen mit kunstvollen Fließen und Steinplatten verziert sind. Echt beeindruckend. Leider ist das Fotografieren dort nicht erlaubt. Wenn man mit größeren Taschen oder Rucksäcken (so wie ich hier als Exotin mit meinem Treckingrucksack) unterwegs ist, muss man damit rechnen, dass Sicherheitspersonal bei Eintritt in die Metro die Tasche kontrollieren wird. Das ist mir heute passiert. Habe gesagt, dass ich Studentin aus „Germanien“ bin – und schon war alles in Ordnung. Aber trotzdem unheimlich. Generell ist hier ein mir unerklärliches Sicherheitsbedürfnis allgegenwärtig. Es laufen sehr viele Polizisten rum, an jeder Straßenecke, in jedem 2.ten Bus oder in der Metro sieht man sie. Hab eine Zeitlang gebraucht, um mich daran zu gewöhnen. Aber wie man den Menschen begegnet, so begegnen sie einem auch. 

Heute hat der Tag echt überraschend angefangen. Hab mir ein Taxi geschnappt und habe als Ziel das Hauptpostamt genannt. Der Fahrer, Bogdan, war aufgeschlossen und sehr sympathisch. Neugierig, aber nicht hinterlistig neugierig. Einfach an mir als Mensch und an meiner Geschichte interessiert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er mehr an Männern als an Frauen interessiert ist, und hab deshalb überhaupt keine Bedenken. Jedenfalls sind wir so ins Quatschen gekommen, dass er meinte, es sei interessant mit mir über Gott und die Welt zu reden, dass er gar nicht aufhören möchte. Nun denn, er könne auf mich auch warten, wenn er möchte, habe ich gesagt. Ich muss dann weiter zum BoGa. Gerne, meinte er. So hatte ich heute die langsamste Taxifahrt und die interessanteste. Er hat gerade mal 1000 Som für die Fahrt zum BoGa genommen (normalerweise würde man 3000 nehmen) – und selbst das war ihm nicht ganz angenehm, weil ich glaube, er in mir eine Art Freundin sah. Er wirkte sehr authentisch und zwischenmenschlich einfach sehr sympathisch. Und nachmittags, auf dem Nachhauseweg, habe ich einen 1000 Som-Schein auf dem Weg gefunden. Scheeee. Da sage noch Einer das Geld liegt nicht auf der Strasse.

2 Kommentare:

  1. hey,
    so cool was du alles erlebst. Freu mich schon auf ein paar nette Abende zum quatschen :D Ich bin schon so gespannt was für Geschichten alle mitbringen ;)

    Pass auf dich auf,

    Kathi

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  2. Danke Kathi,
    ja bin auch gespannt, was unsere Leute so alles erleben.
    Dir noch eine gute Zeit.

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